Portrait: IA Negin Ramezanpoor
Portrait: IA Negin Ramezanpoor

Portrait: IA Negin Ramezanpoor

Von Zeit zu Zeit stellen wir hier Personen aus der iranischen Schachwelt vor, die wir auf unseren Reisen treffen und mit denen wir über Schachthemen sprechen werden. Heute: Negin Ramezanpoor, Internationale Schiedsrichterin und Trainerin des Iranischen Schachbunds aus Isfahan.

IA Negin Ramezanpoor

Negin Ramezanpoor ist in Isfahan im Zentraliran geboren und aufgewachsen. Sie hat Stadtplanung studiert, ist heute Dozentin ihres Fachs an der Azad-Universität Isfahan und arbeitet an ihrer Promotion.

Zugleich ist sie Schachtrainerin für den Regionalschachverband, wo sie Einzel- und Mannschaftstrainings anleitet; und seit 2019 ist sie Internationale Schiedsrichterin der FIDE. Im Schachverband ihrer Heimatprovinz ist sie zudem Vorsitzende des Turnierausschusses.

Wenn man bedenkt, dass ihre Zwillingsschwester Niloofar Vorsitzende des dortigen Trainings- und Ausbildungsausschusses ist, dann lässt sich sagen: Ein guter Teil des Schachgeschehens in der Provinz Isfahan verdankt sich dem Einsatz der Familie Ramezanpoor.

Wie Ramezanpoor zum Schach oder das Schach zu Ramezanpoor kam

„Mein Vater“, erzählt Ramezanpoor, „hat angefangen, mit uns Schach zu spielen; da waren wir vier oder fünf Jahre alt.“ Eines Tages habe die Klassenlehrerin in der Schule gefragt, ob jemand Schach spielen könne. „Da haben Niloofar und ich eben die Hand gehoben und dann ging alles sehr schnell.“

Erst die Teilnahme an den Bezirksschulmeisterschaften mit einem guten dritten Platz, dann die Beförderung ins Team für die Regionalmeisterschaft mit ein wenig Training im Vorfeld und wieder einer Platzierung weit vorne, und schließlich die Entsendung zu den Landesschulmeisterschaften als Vertreterin der Provinz Isfahan.

„Bis zur siebten Klasse habe ich intensiv trainiert und regelmäßig an Turnieren teilgenommen“, erinnert sich Ramezanpoor, „aber als es dann in Richtung Mittelschulabschluss und Abitur ging, musste ich das Schachspiel hintanstellen.“ Erst an der Universität sei sie wieder eingestiegen und habe ein paar Turniere gespielt.

Vom aktiven Spiel zur Schiedsrichterei

Doch da stellte sich heraus, dass ihr mehr an zwei anderen Aspekten des Spiels gelegen war: der Vermittlung an Jüngere und der Schiedsrichterei. So nahm sie an mehreren Schiedsrichterlehrgängen teil, wurde zunächst Nationale Schiedsrichterin, leitete mehrere Turniere und nahm schließlich auch die Hürden für die Qualifikation als FIDE- und als Internationale Schiedsrichterin. Seit 2019 darf sie sich offiziell „International Arbiter“ nennen.

Wichtige Turniere, die sie mit geleitet hat, sind die Schachweltmeisterschaft der Frauen 2017 in Teheran und der Tehran Capital Cup im Jahr 2019. Während der Pandemie hat sie außerdem an Online-Turnieren mitgewirkt, zuletzt an der Asia Chess Juniors Championship.

„Unsere Schachkontakte in die Welt“, sagt Ramezanpoor, „gehen meist in andere Länder der Region oder nach Asien.“ Kontakte zu deutschen Schachspielerinnen und -spielern seien selten. Vielleicht sei Elisabeth Pähtz 2017 die einzige deutsche Spielerin bei einem Turnier gewesen, an dem sie mitgewirkt habe. „Darum freue ich mich umso mehr, demnächst deutsche Schachreisende bei uns in Isfahan zu begrüßen.“

Schach im Iran

Schach hat im Iran eine lange Tradition. Auf seinem Weg in die Welt hat es hier wichtige Entwicklungen durchlaufen. Dessen ist man sich im Iran sehr bewusst. Bis heute genieße das Schachspiel hohes Ansehen bei den meisten Leuten, so Ramezanpoor. „Wenn ich erzähle, dass Schach mein Beruf ist, dann erstarren manche in Ehrfurcht und denken, ich wäre ein Superhirn“, sagt sie und lacht. „Wenn ich dann noch sage, dass ich Schach nicht nur spiele, sondern unterrichte, dann haut es sie vollends aus den Socken.“

So ist Schach heute im Iran ein beliebter Freizeitsport bei Kindern und Jugendlichen und bei Rentnern. Und während man an den Schachtischen in den Parks in der Regel nur Männer sieht, zeigt sich in den Schachclubs ein anderes Bild: „Das Verhältnis von Mädchen zu Jungen in meinen Schachmannschaften und bei meinen Einzelschülern liegt vielleicht bei sechzig zu vierzig“, sagt Ramezanpoor. „Im Iran hat sich in den letzten siebzig Jahren vieles dahin entwickelt, dass Frauen und Mädchen eine immer aktivere Rolle in der Gesellschaft spielen.“

Ramezanpoor selbst mit ihrer doppelten Tätigkeit als Hochschuldozentin und Schachfachkraft ist dafür ein treffendes Beispiel. Und wir erwähnten es eingangs: Die Zügel des Schachverbands der Region Isfahan liegen fest in den Händen der Geschwister Ramezanpoor.

IA Negin Ramezanpoor und Schachreisen Iran

Auf unserer Schachreise Iran Herbst 2022 werden wir Negin Ramezanpoor treffen. Sie wird uns einen Einblick in die Schachszene ihrer Heimatstadt Isfahan und ihre Arbeit als Schachtrainerin, -schiedsrichterin und -funktionärin geben. Wir freuen uns bereits sehr.

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, dann informieren Sie sich hier über das Programm unserer Reise. Oder buchen Sie gleich eine kostenlose Online-Präsentation (auch für mehrere Personen).

Links
  • Eine Liste der Ligen- und Turnierwettkämpfe, die Negin Ramezanpoor geleitet hat, finden Sie hier.